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Kennzahlen zum Cashflow

Aktualisiert: 16. Juli 2020

Absolute Cashflows

Es gibt zahlreiche Cashflows, die zur Beurteilung der Liquidität eines Unternehmens herangezogen werden können. Eine Übersicht verbreiteter Cashflows gibt Abbildung 1. Für die genaue Berechnung der Cashflows sei auf Seppelfricke - Unternehmensanalysen (2019) verwiesen.

Abb. 1: Verschiedene Cashflow (Quelle: Eigene Erstellung)

Die Eigenschaften und empirischen Entwicklungen zum EBITDA werden ausführlich im entsprechenden Blogeintrag erörtert (→ Blogeintrag EBITDA-Marge). Zur Beurteilung der Liquidität sind die absoluten Cashflows nur bedingt geeignet, da keine Beziehung zur Verwendung der Cashflows hergestellt wird. Zu diesem Zweck bildet man Verhältniskennzahlen.

Relative Cashflows

Tabelle 2 gibt eine Übersicht über die relativen Cashflow-Kennzahlen, die üblicherweise bei der Analyse der Liquidität von Unternehmen angewendet werden.

Abb. 2: Relative Cashflow-Kennzahlen

Die Innenfinanzierungskraft gibt an, inwieweit ein Unternehmen seine Investitionen aus Mitteln der Innenfinanzierung bestreiten kann. Je höher der prozentuale Wert, desto weniger ist die Unternehmung auf Mittel der Außenfinanzierung angewiesen und desto mehr ist sie finanziell unabhängig. Bei einer Innenfinanzierungskraft > 100 % können Ausschüttungen an die Eigentümer vorgenommen, Schulden zurückgeführt oder Liquiditätsreserven gelegt werden. Je nachdem, welcher Cashflow im Zähler verwendet wird, gilt diese Aussage für das operative Geschäft (bei Verwendung von operativen Cashflows wie z. B. dem EBITDA) oder für die gesamte Unternehmenstätigkeit inklusive Finanzgeschäft (bei Verwendung von Cashflows aus laufender Geschäftstätigkeit).

Bei der Verwendung des EBITDA ist allerdings zu beachten, dass es sich um einen operativen Cashflow vor Steuern handelt. In der Folge wird die mit dem EBITDA ermittelte Kennzahl die tatsächliche Innenfinanzierungskraft aufgrund der (zumeist hohen) Steuerzahlungen erheblich überschätzen.

Abb. 3: Net Debt / EBITDA

(Anmerkungen: Für alle Indizes und Branchen werden im Zeitablauf und Betriebsvergleich jeweils die Mediane angegeben).

Der dynamische Verschuldungsgrad gibt an, wie viele Jahre es dauern würde, die Effektivschulden (gesamte Verbindlichkeiten ./. liquidierbares Umlaufvermögen) mit dem im Zähler angesetzten Cashflow zu tilgen. Dies setzt allerdings voraus, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse in Zukunft konstant bleiben und die Cashflows ausschließlich zur Schuldentilgung verwendet werden. Dies wird in Zukunft kaum der Fall sein, schließlich muss das Unternehmen auch in Zukunft investieren und sollte seine Eigentümer gelegentlich mit Ausschüttungen bedienen. Dennoch ist die Kennzahl gut geeignet, die Fähigkeit zur Schuldentilgung (bzw. die Last der Schuldentilgung) aufzuzeigen. Bei internationalen Vergleichen ist insbesondere das Verhältnis Effektivschulden zu EBITDA (Net Debt/EBITDA) verbreitet.

 

Merke: Im internationalen Vergleich weisen deutsche Unternehmen vergleichsweise hohe Verschuldungsgrade auf. In den letzten Jahren haben die Verschuldungsgrade wieder deutlich zugenommen. Die Ursachen dafür dürften in den anhaltend niedrigen Zinsen liegen: Bei niedrigen Zinsen lassen sich höhere Schulden "stemmen". Darüber hinaus wurden insbesondere bei den Unternehmen im S&P 500 sowie im MSCI World die Aktienrückkäufe deutlich erhöht. Demzufolge wurde überschüssige Liquidität nicht zu einer Rückführung von Verbindlichkeiten genutzt (→ Blogeintrag Aktienrückkäufe).

 

Abb. 3:EBITDA / Interest

Anmerkungen: Für alle Indizes und Branchen werden im Zeitablauf und Betriebsvergleich jeweils die Mediane angegeben.

Der Zinsdeckungsgrad misst, inwieweit ein Unternehmen seine Zinszahlungen aus den Cashflows bestreiten kann. Da andere Zahlungen (Tilgung kurzfristiger Schulden, Investitionen, Ausschüttungen) ausgeblendet werden, sollte diese Kennzahl signifikant größer Null sein. Aufgrund der deutlich gesunkenen Zinsen haben sich weltweit in den vergangenen Jahren die Zinsdeckungsgrade deutlich erhöht.


 

Merke: Der dynamische Verschuldungsgrad und der Zinsdeckungsgrad sind die am weitesten verbreiteten Covenants. Dabei fließt in beide Kennzahlen zumeist der operative Cashflow EBITDA ein. Bei einer Unterschreitung dieser Covenants liegt eine Vertragsverletzung (covenant breach) vor. Dem Kreditnehmer wird dann zumeist ermöglicht, innerhalb einer Heilungsperiode (remedy/grace period) die nachträgliche Erfüllung der vorgegebenen Kennzahl herbeizuführen. Nach einer erfolglosen Heilungsperiode wird ein höherer Kreditzins oder gar ein außerordentliches Kündigungsrecht des Gläubigers ausgelöst.

 

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